von Heike Schülein
Bei seiner Sitzung vom Montagabend sprach sich der Stadtrat Teuschnitz für die Gründung einer ILE Rennsteig aus. Auch das Thema Erneuerbare Energien wurde weiter vorangebracht.
Bürgermeister Frank Jakob (FW) informierte den Stadtrat über die Möglichkeiten einer interkommunalen Kooperation im Rahmen der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE). Durch diese Zusammenarbeit kann die strategische, zukunftsfähige Entwicklung der Kommune bzw. Region auch interkommunal angegangen, Synergien genutzt, Herausforderungen gemeinsam bewältigt und Lasten auf mehrere Schultern verteilt werden. In Bayern gibt es aktuell rund 120 ILE-Regionen, die durch die Ländliche Entwicklung unterstützt und von den bayerischen Ämtern für Ländliche Entwicklung betreut werden.
„Die Bürgermeister der Gemeinden Teuschnitz, Reihenbach, Tschirn, Ludwigsstadt, Tettau, Steinbach am Wald, Nordhalben, Lehesten und Wurzbach haben erste Gespräche geführt und können sich eine Kooperation grundsätzlich vorstellen“, erklärte der Bürgermeister, dass das Zwischenmenschliche passe. Gemeinsame Themenschwerpunkte könnten unter anderem die hausärztliche Versorgung, Erneuerbare Energien und Tourismus in der Rennsteig-Region sein. Die Aktivitäten im Rahmen der ILE werden durch das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberfranken und das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) begleitet und finanziell gefördert. Nach der Erstellung eines Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepts (ILEK) kann eine Personalstelle zur Umsetzung von Projekten gefördert werden. Außerdem stehen einer ILE weitere Fördermittel für konkrete Projekte sowie das Regionalbudget zur Verfügung. Die Vorbereitungsphase für die angestrebte ILE startet mit einem Workshop an der Schule für Dorf- und Flurentwicklung in Klosterlangheim. Nach erfolgreicher Konzepterstellung - begleitet von einem Planungsbüro und gefördert zu 75 Prozent - erfolgt die eigentliche Gründung per Gemeinde-/Stadtratsbeschluss.
Das Vorhaben wurde durch die Bank positiv aufgenommen. Gelobt wurde vor allem auch die länderübergreifende Ausrichtung hin zu Thüringen. Der Bürgermeister wurde beauftragt, die Gespräche zu vertiefen sowie die gemeinsame Vorbereitungsphase zur vorgesehenen Gründung einer ILE zu starten. Die gemeinsamen Entwicklungsziele werden in einem Entwicklungskonzept erarbeitet. Der Auftrag hierfür ergeht an ein Planungsbüro - nach einer Angebotseinholung - in Abstimmung mit den anderen Kommunen. Die anteiligen Kosten zwischen ca. 2.000 Euro und 3.000 Euro werden übernommen.
Eine eigene App für Teuschnitz?
Ein weiteres Thema war eine Bürger-App. Dazu war Johannes Vollnhals von der Softwareentwicklerfirma Cosmema in die Sitzung gekommen. An Hand des Beispiels verschiedener Kommunen zeigte er das Ziel auf - nämlich wichtige Neuigkeiten in Echtzeit, rund um die Uhr an die Bevölkerung zu bringen. Die App biete einen großen Mehrwert sowie umfangreichen Service für alle Bürger der Stadt Teuschnitz und deren Stadtteile; anonym und kostenlos. Hierzu zählten insbesondere eine Übersicht über Vereine, Freizeitangebote und anderer verfügbarer Infrastruktur, ÖPNV-Auskunft, Nachbarschaftshilfe sowie Aktuelles aus dem Rathaus und Kontakt-Informationen. Wichtige Infos werden als Push-Benachrichtigung auf dem Smartphone angezeigt. Angebunden sei eine solche App an Katastrophenschutz, integrierte Leitstellen, Ämter, Ministerien, Behörden und Verbänden. In der App seien viele hilfreiche Informationen zu finden und sinnvolle Funktionen enthalten. Dafür hatte er einen kleinen Auszug dabei - zum Beispiel, welche nächstgelegene Apotheke Notdienst hat.
„Eine solche App ist nur sinnvoll, wenn sie das gesamte öffentliche Leben abbildet“, betonte er. Durchschnittlich würden bereits sechs Monate nach der Einführung in einer Kommune 60 bis 80 Prozent der Bürger erreicht. Im Vergleich würden Neuigkeiten auf Homepages von Kommunen nur von drei bis fünf Prozent der Bevölkerung gelesen. Insgesamt entstehe eine Zentralisierung des gesamten öffentlichen Lebens. Die Kosten für die Ersteinrichtung der App betragen 3.448,62 Euro brutto. Für Betreuung und Einstellen zu veröffentlichender Inhalte kämen monatlich 219,95 Euro brutto hinzu. Möglich wäre eine solche App für die Stadt oder VG Teuschnitz. Die Ausführungen wurden überwiegend positiv aufgenommen. „Daran geht kein Weg vorbei“, meinte beispielsweise Peter Goihl (CSU/FWG). In der nächsten Stadtrats-Sitzung soll darüber final beraten werden. Bereits bestehende Infokanäle wie das amtliche Mitteilungsblatt, Regional-Tageszeitungen, das Schwarze Brett, die Homepage www.teuschnitz.de und Facebook bleiben erhalten.
Teuschnitz treibt Energiewende voran
Nach intensiver Vorarbeit kann die Stadt die Ausweisung dreier möglicher Sondergebiete für Solarparks in Haßlach, Rappoltengrün und Wickendorf anbieten. Bereits bei einer Bürgerversammlung im Dezember 2022 in Haßlach hatte sich die überwältigende Mehrheit der damals anwesenden Bürger für das Projekt in ihrem Ort ausgesprochen. Bei der jetzt erfolgten Bürgerbefragung sprachen sich erneut - bei einem sehr guten Rücklauf von 58 Prozent - 86,77 Prozent der Haßlacher für die Errichtung aus. Eine solche Bürger-Versammlung sowie Bürger-Befragung soll es auch in Rappoltengrün im Herbst geben, nachdem hier noch Feinheiten abzuklären sind. Für der angedachten Solarpark in Wickendorf werden die Planungen noch länger in Anspruch nehmen.
Einstimmig billigte der Stadtrat nunmehr die hierfür erforderlichen Änderungen des Flächennutzungsplans der Stadt Teuschnitz sowie die Vorentwürfe des vorhabenbezogenen Bebauungsplans für die Solarpark-Sondergebiete in Haßlach und Rappoltengrün. Der Geltungsbereich in Haßlach umfasst eine Gesamtfläche von 22,9 Hektar, in Rappoltengrün von 36,1 Hektar. Damit leiste Teuschnitz, so Michael Ebertz von der Fa. Münch aus Rugendorf, einen großen Schritt zu einer erfolgreichen Energiewende. Profitieren könnten alle Bürger durch den Bezug eines dauerhaft kostengünstigen Bürgerstroms. Dabei geht man derzeit von 23 bis 26 Cent Cent/kWh aus.
Der Stadtrat erteilte der Fa. Münch auch das Einverständnis für die Errichtung eines Umspannwerks in der Gemarkung Teuschnitz. Standort wird eine Wiese an der Straße Richtung Marienroth, auf dem Flurbereinigungsweg zurück Richtung Teuschnitz. Der Trafo wird voraussichtlich am 30. September 2024 geliefert.
Grünes Licht gab es auch für die Tektur zum Ausbau einer Scheune zur Schaubrauerei beim „Schwarzen Kreuz“. Für das Projekt erfolgten zudem wiederum eine Reihe dringlicher Anordnungen bzw. Beauftragungen von Nachträgen: Geänderte Ausführung des Treppengeländers aufgrund statischer Erfordernisse (Fa. Löhner Metallbau, Naila: 7.455,70 Euro), Liefern und Einbauen von 18 Spiegeln in den Sanitärräumen (Fa. Fliesen Beck, Günstedt: 7.350,67 Euro), Bauendreinigung (Fa. K & S Raumpflegeservice, Altenplos: 6.390,30 Euro), Metallbauarbeiten (Fa. Löhner Metallbau, Naila: 4.495,11 Euro), Gussasphaltarbeiten (Fa. Asphaltbau, Schleiz: 2.716,28 Euro), Schreinerarbeiten Fenster und Außentüren (Schreinerei Volker Riedel, Westhausen: 310,59 Euro), Kücheneinrichtung (mehrere Nachtragsangebote über insgesamt rund 5.300 Euro).
Die Gaststätte „Schwarzes Kreuz“ wurde am Tag der Sitzung bestuhlt. Am Donnerstag findet - so der Bürgermeister - ein „erstes Ankochen“ statt, nachdem sich eine zehnköpfige Gruppe angemeldet hat. Am 4. August wird darin die erste Hochzeit gefeiert. Von den sechs Gästezimmern sind vier ab dem 31. Juli über einen Zeitraum von drei Monaten mit Halbpension vermietet. „Das ist ein schöner Start“, freute er sich. Aufgrund der schwierigen Lage im Bausektor bzw. Unwägbarkeiten beim Bauen im Bestand kommt es bei den Bauarbeiten für die beiden Kindergärten in Teuschnitz und Wickendorf zu Verzögerungen. Beim Hallenbad wurden die Fliesen entfernt; das Becken ist vorbereitet. Die Arbeiten im Außenbereich - sprich der Durchgang zum eigentlichen Eingang - haben begonnen. Für die derzeit getätigten gröbsten Wegeinstandsetzungen fanden im Vorfeld Besichtigungen mit den Jagdvorstehern in Teuschnitz, Haßlach und Wickendorf statt. In Wickendorf wird es eine Bürgerbefragung geben hinsichtlich der umstrittenen aktuellen Rechts-vor-Links-Regelung im Ort sowie der generellen Einführung einer Tempo-30-Regelung.
Weitere Auftragsvergaben erfolgten für die Planungsleistungen für die Kleine Dorferneuerung Haßlach an das Planungsbüro Oliver See sowie für die Kräutergarten-Pflege an die Fa. Berisha aus Friesen.