von Heike Schülein
Die Fa. Münch möchte in Haßlach bei Teuschnitz auf 13 Hektar die Sonne anzapfen. Bei einer Bürgerversammlung stellte der Energieversorger die Rahmenbedingungen sowie mögliche Potentialflächen vor.
Der Rugendorfer Energieversorger möchte bei Haßlach eine Photovoltaik-Freiflächenanlage errichten. Wie Michael Ebertz von der Fa. Münch Energie am Donnerstagabend bei der Ortsteil-Bürgerversammlung im örtlichen Schützenhaus erklärte, soll das Projekt einen Schritt zu einer erfolgreichen Energiewende leisten.
„Wir beleuchten das Thema Photovoltaik im Gemeindegebiet seit Mai 2021 in allen Facetten“, bekundete Bürgermeister Frank Jakob (FW). Die exorbitant gestiegenen Energiekosten beutelten Privathaushalte, Unternehmen wie auch städtische Einrichtungen, hier insbesondere der Abwasserversorgung. Die Krux bei solchen kostenrechenden Einrichtungen sei die gesetzliche Verpflichtung der Stadt, die Kosten auf die Bürger umzulegen. Aktuell verfüge man noch bis Ende 2023 über einen Rahmenvertrag mit einem guten Strompreis. „2024 aber wird es uns vollumfänglich erwischen“, verdeutlichte er, dass bereits jetzt etliche Kommunen über die Bündelausschreibung des Bayerischen Gemeindetags keinen Vertrag mehr erhalten. Dringend bedürfe es daher Maßnahmen zum Gegensteuern.
„Grundsätzlich kommen für Teuschnitz Photovoltaik und Wind als regenerative Energien in Betracht“, erläuterte Jakob. Der Fokus der Stadt liege aktuell auf Photovoltaik, da sich solche Projekte derzeit schneller umsetzen ließen. Nach intensiver Vorarbeit könne man nun die Ausweisung dreier möglicher Sondergebiete für Solarparks, darunter auch in Haßlach, anbieten, wenn es die Bürger denn wollten. Wichtig sei der Stadt eine Wertschöpfung vor Ort, sodass alle Beteiligten einen Nutzen davon hätten.
Profitieren können alle Bürger, so Michael Ebertz, indem diese aus den Anlagen dauerhaft kostengünstigen Bürgerstrom beziehen können. Als Strompreis gehe man derzeit von 23 bis 26 Cent Cent/kWh aus – eine erhebliche Einsparung im Vergleich zu Preisen von aktuell 50 bis 60 Cent/kWh. Angedacht ist zudem ein alljährlicher Fördertopf für Vereine und kommunale Sonderaufgaben. Durch das Bereitstellen von günstigem grünem Strom für heimische Unternehmen leiste man zugleich einen Beitrag zur Sicherung von Arbeitsplätzen. Nicht zuletzt habe das Vorhaben auch einen ökologischen Aspekt; sei doch eine gleichzeitige Energieerzeugung und landwirtschaftliche Nutzung durch naturnahe Beweidung möglich.
Die Stadt könne über die prognostizierte Laufzeit der Anlage von mindestens 30 Jahren langfristig planbare Einnahmen generieren. Sollten alle drei Freiflächenanlagen in Haßlach, Rappoltengrün und Wickendorf zur Umsetzung kommen, bewegten sich die Einnahmen in diesem Zeitraum etwa zwischen 10 Mio. Euro und 13 Mio. Euro. Dies umfasse die Gewerbesteuer, ein Akzeptanzabgabe sowie die Beteiligung der Kommune, hier angenommen mit 30 %. Privatpersonen können Anteile zwischen 100 Euro und 25.000 Euro zeichnen und eine garantierte Verzinsung von 4 % erhalten.
Angedacht ist in Haßlach eine PV-Anlage auf rund 13 Hektar. Der genaue Standort kann erst im Zuge einer Bauleitplanung durch Einholung verschiedener Gutachten bestimmt werden. Keineswegs werde man die komplette Potentialfläche zubauen. „Es handelt sich dabei um eine reine Potentialanalyse“, betonte der Projektleiter. Für die Bauleitplanung wähle man den Bereich immer größer, da im laufenden Verfahren keine neuen Flächen mehr dazu genommen werden könnten. Bis zum endgültigen Beschluss des Bebauungsplans als Satzung könne die Stadt jederzeit das Verfahren stoppen, ohne dass ihre Kosten entstehen.
„Es ist noch nichts in Stein gemeißelt“, betonte auch der Bürgermeister. Die Entscheidung darüber obliege auch nicht der Versammlung, sondern - aufgrund der Tragweite des Projekts -der gesamten Bevölkerung. Daher werde man eine Meinungsumfrage starten und hierfür den Bürgern ein Faltblatt mit den wichtigsten Infos an die Hand geben. „Die Stadt hat die alleinige Planungshoheit über das Projekt, vom Anfang bis zum Ende“, versicherte er. An dem Tag wolle man ein erstes Stimmungsbild einholen, ob man das Projekt weiterverfolge.
In der Diskussion wurde bezweifelt, ob Haßlach aufgrund seiner Lage für Photovoltaik geeignet sei. Laut dem Projektleiter produzierten PV-Anlagen am meisten bei sonnigem und gleichzeitig kaltem Wetter. Von daher mache dies zu anderen Regionen keinen großen Unterschied. Des Weiteren kam die Frage auf, wer die Kosten für einen Rückbau trage. Der Pachtvertrag laufe - antwortete Ebertz - über 30 Jahre, so lange habe man auch Leistungsgarantie auf die Module. Die tatsächliche Laufzeit sei wesentlich länger. Für einen Rückbau hinterlege man eine Rückbaubürgschaft von 10.000 Euro pro Hektar. Bemängelt wurde, dass sich aktuell noch keine PV-Anlagen auf Dächern städtischer Gebäude befinden. Bei den Bestandsgebäuden sprächen, so der Bürgermeister, oftmals statische Gründe dagegen. Zudem fielen bestimmte Bereiche wie die Teuschnitz Aue, die Landschaftsschutzgebiet wird, oder auch das Gewerbegebiet weg. Aber bei jedem neuen Bauvorhaben prüfe man, ob Photovoltaik möglich sei - so zum Beispiel bei den Kindergarten-Baumaßnahmen in Wickendorf und Teuschnitz, wo PV Pflicht sei. Auch die Bauhof-Dachflächen prüfe man.
Bei der Abstimmung ergab sich ein eindeutiges Votum für das Projekt. Als nächster Schritt folgt das Genehmigungsverfahren mit Einholung verschiedener Gutachten. Im Idealfall erhält man im Herbst/Winter 2023 die Baugenehmigung und der Bau könnte im Frühjahr 2024 starten. Der Bürgerstrom könnte ab etwa Mitte 2024 fließen, nachdem im Februar 2024 noch das Umspannwerk errichtet werden muss.
Im Februar/März 2023 soll eine nächste Bürgerversammlung in Haßlach mit dem Themenschwerpunkt Dorferneuerung stattfinden. Bis dahin soll auch die Auswertung des Fragebogens zum Solarpark vorliegen